Was bedeutet die Einführung des 5G-Mobilfunknetzes?
Das 5G-Netz kommt! Streamen, Zocken und Online-Leben ohne Limit überall! Nach 3G und 4G (LTE) soll bis 2022 ein neuer Funkübertragungsstandard aufgebaut werden. Mehr Funkantennen, breitere Frequenzspektren, geringere Latenzen und hohe Übertragungsraten soll es geben. 3G-Netze für nicht-internetfähige Handys sollen bis Ende 2020/21 abgeschaltet werden. Die Datenübertragungsrate, also wie viele Megabit Daten pro Sekunde übertragen werden können, sollen im 5G-Netz um ein vielfaches steigen, bis zu 10.000 Mbit/s, das 3G-Netz für normale Handys schafft lediglich 42 Mbit/s. Niedrige Latenzraten ermöglichen das gleichzeitige Anbinden vieler Geräte an einen Anschluss und Echtzeitanwendungen wie „autonomes“ fahren oder Augmented Reality („Erweiterte Realität“ durch Technologie, wie z.B. eingeblendete Bilder und Informationen einer interaktiven Brille die sich über die Realität legen). Es sollen auch mehr Frequenzen genutzt werden, und zwar vor allem mit kürzeren Wellenlängen. Das verspricht mehr Bandbreite, erfordert aber eine wesentlich höhere Dichte an Funkmasten. Die Bundesregierung will in ländlichen Gebieten eigene Sendemasten aufstellen, um eine lückenlose Abdeckung zu gewährleisten.
Es wird davon ausgegeangen, dass das 5G-Netz zur sprunghaften Verbreitung des „Internet of Things“ (IoT) beitragen wird, da ein solches Netz Bedingung hierfür ist. Der Markt wird überschwemmt werden mit Geräten, die dauerhaft ans Netz angeschlossen sind, wie smarte Mülleimer, sensorenbestückte Kleidung, selbstfahrende Autos etc… Bald könnte es schwierig sein, Dinge zu benutzen die ohne Netzanschluss überhaupt noch funktionieren. Im gleichen Zug wartet die Industrie sehnsüchtig auf 5G, um ihre Visionen der Industrie 4.0 endlich umsetzen zu können. Also eine weitere umfassende Automatisierung und Robotisierung, die sicherlich neben Arbeitslosigkeit und Spezialisierung (und damit mehr Machtkonzentration bei den Spezialist*innen) eine noch tiefergehende Entfremdung hervorrufen wird.
Diese Smartifizierung aller Lebens- und Produktionsbereiche hat schwerwiegende Folgen, die uns alle treffen werden.
Es ergeben sich Risiken durch massiv erhöhte Strahlung. Mittlerweile ist ausreichend belegt, dass Mobilfunkstrahlung die Zellen erhitzt und auch zusätzlich Einfluss auf die Zellstruktur nehmen und diese schädigen, auch wenn noch unklar ist was die Langzeitwirkungen sind. Wie bei vielen Dingen, die der Industrie zur Maximierung ihrer Profite und zur Ausweitung von Ausbeutung verhelfen, wird auf die Folgen für den Lebewesen und deren Umwelt geschissen.
Von Wirtschaft und Politik ausdrücklich gewollt sind aber die sozialen Folgen. Je mehr reale und virtuelle Welt verschmelzen und tiefer in unser Leben eindringen, desto leichter erzeugen diese Technologien Abhängigkeiten und machen sich selbst angeblich unentbehrlich. Weitergehende Vereinzelung, Verkümmerung von Fähigkeiten und sozialem Verhalten sind jetzt schon bekannte Folgen. Doch dies nützt den Herrschenden, denn mögliche Selbstbestimmung weicht einer Abhängigkeit von Technologien und deren Betreibern, macht somit gefügig und immer weiter ausbeutbar und auch manipulierbar.
Alle smarten Geräte haben Sensoren, die ihre Umgebung erfassen, ein selbstfahrendes Auto beispielsweise kann sich nur „autonom“ bewegen, da es die gesamte Umgebung ohne Unterlass abfilmt und die Daten in die Cloud sendet. Diese immerwährende Abschöpfung von Daten unserer Umwelt, unserer Leben ermöglicht die Erfassung allerlei Details von dem was wir tun, wer wir sind, was wir wollen. Dinge, die nur mich selbst etwas angehen und die Menschen mit denen ich teilen möchte. Das Netz, dass um dich gestrickt wird, registriert jede deiner Bewegungen und verkauft sie an die Meistbietenden, du bekommst dafür das Gefühl der Perfektion, des Geregelten, des Praktischen, der Faulheit.
Das 5G-Netz wird also die Ausbeutung jedes noch so kleinen Teil unseres Lebens perfektionieren, um die Herrschaft der Wissenschaft, der Politik und des Geldes zu festigen. Die individuelle Verweigerung mancher Entwicklungen kann Räume der Selbstbestimmung erhalten oder ausweiten. Ein Netz hat aber nicht nur Lücken durch die man manchmal hindurchschlüpfen kann, es kann auch zerschnippelt werden. Konkrete Kämpfe gegen die beteiligten Player und Strukturen sind gute Möglichkeiten, sich nicht einfach einwickeln zu lassen. Immer öfter gibt es auch Sabotageakte gegen Funkmasten und Glasfaserkabel, um die angebliche Perfektion einen Moment zu unterbrechen.
Am 5G-Netz bisher beteiligt: Bundesnetzagentur, 1&1 Drillisch/United Internet, Telefónica Deutschland, Deutsche Telekom, Vodafone