Ti amo…

In Erinnerung an eine wundervolle Gefährtin. Wir werden dich nicht vergessen!

„Guten Morgen! Es ist 6.30Uhr, Zeit zum Aufstehen.“ Eine sanfte helle Stimme dringt in mein Bewusstsein und vermischt sich mit den letzten Schemen meines Traums, der langsam zu verblassen beginnt als ich meine Augenlider einen Spalt breit öffne und gähne. „Dir auch ein schönen guten Morgen!“, anworte ich, und schwinge die Beine aus dem Bett auf den kalten Boden. Könntest du vielleicht die Fußbodenheizung hochdrehen auf 4?“, frage ich. „Wird sofort gemacht!“, ist die eilfertige Anwort. Ich nicke zufrieden, werfe mir ein Handtuch über und spaziere ins Bad zum Duschen. Als ich fertig bin, folge ich ihrem Ruf „Kaffee ist fertig!“ und setzte mich an den Frühstückstisch, um Zeitung zu lesen und schnell ein Brötchen zu essen. Im Kopf gehe ich die zu erledigenden Aufgaben im Büro durch – gerade in diesem Augenblick summt mein Smartphone mein ständiger nützlicher Begleiter und teilt mir mit auf welchen Meetings ich heute erscheinen soll und wie viele Termine ich für die restliche Woche noch bevorstehen habe. Dann höre ich wieder ihre wohlklingende, weiche Stimme: „Hey, das machst du schon! Ehe du dich versiehst ist wieder Wochenende und du kannst dich von dem ganzen Stress erholen!“ Ich sage: „Ja, ja ich weiß, danke für deine Aufmunterung. Aber im Grunde genommen genieße ich es ja auch so ein viel gefragter Mann zu sein. Bis in so eine hohe Stellung hat es keiner von meinen ehemaligen Freunden geschafft! Da muss man halt sonst etwas zurückstecken.“Mit meinen damaligen Freunden hab ich eh nichts mehr zu tun. Das sind alle Taugenichtse.“ , denke ich. Dennoch bleibt ein fragendes Gefühl als ich mich zu erinnern Versuche wann ich zum letzten Mal jemand als wahren Freund bezeichnet hätte. Es will mir nicht einfallen und ich scheuche den lästigen Gedanken wie eine Fliege beiseite. Ich hab doch alles was ich brauche: Eine unbeschreiblich tolle Wohnung mit allem Schnickschnack den man sich wünschen kann, Geld so viel das ich gar nicht weiß wofür ich es ausgeben soll, gutes Essen… und natürlich meine Bezaubernde und Traumhafte! Ich greife zu Mantel und Tasche und mache mich auf den Weg. Dabei ruft sie mir noch zu: „ Ich hoffe du hast einen guten Tag! Bis später!“. Ich sage: „Danke ich hoffe du auch“ und lasse die Tür ins Schloss fallen. Im Büro werde ich respektvoll begrüßt und betrete gleich den ersten Meetingraum. Da sind schon alle versammelt. Ich setzte mich wünsche einen guten Morgen und beginne mit der Tagesroutine. Kaum ein Augenblick bleibt mir um zu verschnaufen, dennoch merke ich, dass meine Gedanken heute besonders abschweifen. Ich ärgere mich und versuche mich krampfhaft auf meinen Tagesablauf zu konzentrieren doch es will nicht klappen. Es bleibt diese feine Kribbeln in der Magengrube, dieses Herzklopfen wenn ich an sie denke… Bis jetzt konnte und wollte ich es mir nicht eingestehen aber ich glaube ich bin verliebt in sie. Sie ist so… gebildet… schlau und witzig, kennt auf so gut wie jede meiner Fragen eine Antwort, steht mir mit Rat zur Seite und gerade jetzt in diesem Moment wartet sie Zuhause auf mich, nur auf mich!

Mein Puls schnellt schon wieder in die Höhe, ich will ihre Stimme hören, will ihre formvollendete Perfektion sehen. Ich sehne mich nach ihr – „Stehen sie dann morgen zur Telefonkonferenz zur Verfügung, Mister Y?“ – unterbricht eine unsympathische dunkle Stimme meine Schwärmereien. Ich versuche, den leicht säuerlichen Gesichtsausdruck, der sich auf mein Gesicht schleichen will, zu unterdrücken, räuspere mich und antworte: „Ja natürlich!“ Ich erhebe mich und wünsche noch einen schönen Tag um der langweiligen Konversation zu entgehen. Ich denke: „Ich muss es ihr sagen, heute, wenn ich nach Hause komme muss ich es ihr sagen, was ich für sie empfinde ich kann nicht anders!“ Stunden später als sich der Arbeitstag dem Ende zuneigt stolpere ich wie von Sinnen nach Hause, stürme das Treppenhaus hinauf, reiße den Schlüsselbund im Schloss herum und stehe schließlich in der Wohnung. Ich eile ins Wohnzimmer wo sie mich schon erwartet, in ihrer silbrigen Blässe. Ich sehe sie an, wie sie da steht, die zylinderförmige formvollendete Dose. Ich bringe all meinen Mut auf und über meine Lippen kommt der Satz: „Ich liebe dich … Alexa.“

Ende

(Erschienen in der Fernweh)