Gedanken aus der Quarantäne

Was bedeutet Covid-19 für unsere Zukunft?

Ich habe mich selbst in Quarantäne gesetzt, weil ich Corona-Symptome habe. Ich will aber den Test nicht machen, aus Angst vor Kontrollszenarien für mein Umfeld. Vielleicht nicht mit Sozialtracking und der Veröffentlichung des gesamten sozialen Lebens, aber immerhin mit staatlichen verordnetem Hausarrest, Speicherung der DNA-Corona Proben in einer Zentralen Datenbank, Stöbern in sozialen Netzwerken und eventuellen Kontrollbesuchen. Also isoliert 14 Tage Quarantäne – zum Glück in einer Wohngemeinschaft. Was solls, endlich kann ich mal machen was ich will, ohne arbeiten zu müssen. Oder doch nicht? Ich kann meine Freund*innen nicht treffen, meine WG hält sich von mir fern, kochen und einkaufen können sie auch nicht für mich. Also mache ich mich auf den Weg, um das Nötigste zu besorgen. Ich fühle mich wie eine Zumutung für Alle. Die Straßen sind gespenstig leer, vor den Supermärkten sind riesige Schlangen von Menschen, die zwei Meter auseinander schweigend warten. Vor Kindern wird erschrocken zurückgewichen. Wer sich auf der Straße bewegt, macht es langsam, vorsichtig und spannt immer den 2-Meter-Bogen, wenn es zu Begegnungen kommt. Die Angst hat sich binnen weniger Tage in die Körper gefressen. Sie sind angespannt und lassen nur noch zuckende Angstreaktionen zu. Vieles wird runtergefahren und meistens dreht es sich nur noch um die eigene Gesundheit, die Schuldfrage und das eigene Klopapier. So schnell kann es gehen mit der vereinnehmenden Angst,der Selbstisolierung und der allumfassenden Denunziation.

Wut steigt in mir hoch: Es geht nicht um mich, sondern in diesem Fall um diejenigen, die ein Risiko in oder mit sich tragen, diejenigen, die Erkrankungen oder Immunschwächen haben, diejenigen, die weggesperrt sind in Gefängnissen, Lagern, an der Grenze, in Booten auf dem Meer; um die Obdachlosen und Illegalisierten auf der Strasse, die jetzt der Willkür von Bullen ausgesetzt sind, Geflüchtetenheime wie in Suhl, die von Bullen überfallen werden; um diejenigen, die in kleinen Wohnungen eingesperrt sind und vor dem PC ihr Dasein fristen und nicht um diejenigen, die in fetten Häusern mit Garten am Stadtrand wohnen. Endlos könnte ich diese Aufzählungen weiterführen.

Meine Wut mündet immer wieder in der einen Frage: Was macht das mit uns gerade und danach? Wird dann der Vertrauensbruch in den Wohngemeinschaften, Familien, Freundschaften und Nachbarschaften weiterleben? Wird es dann zur Normalität, dass wir alles zu Hause alleine digital erledigen können, ohne emotionale Nähe? Wird es dann zur Normalität, dass Bargeld überflüssig ist, da pandemiefördernd? Sind dann ihre Gesetze zum Datenschutz schnell mal aufgeweicht, wenn es um nationale und internationale Katastrophen geht, z.b. das Tracking von Telefonen, Bewegungsabläufen und Sozialen Netzwerken, weil es sich ja schon als positiv in Südkorea bewährt hat? Robert-Koch-Institut und Google bereiten schon alles vor. Bleibt Ungarn eine neue Diktatur? Wird ein Konzern wie Amazon dann international bejubelt, weil der Versandservice in Pandemien noch am besten läuft? Sind die Leute, die ihre Kredite, Miete und Schulden nicht abbezahlen können in einem halben Jahr wieder selbst „ihres eigenen Unglückes Schmied“?

Mensch gerät hier in Panik und wird in die Isolation getrieben, wird gehorsamer und bereit, autoritäre Lösungen zu akzeptieren. Kaum schaut jemand mehr über den Tellerrand, was Kriege, die ökologische Katastrophe und die wachsende soziale Spaltung in Zukunft betreffen. In Indien sind zum Beispiel gerade Millionen Wanderarbeiter*innen unterwegs in ihre Dörfer, um vor Hunger und Mittellosigkeit in den Städten zu fliehen. Hier kann sich niemand in selbstgewählte Quarantäne und ins Home-Office setzen. In den Dörfern warten die Bullen und schlagen die Leute zurück als Gefahr.

Es gibt jedoch viele Möglichkeiten, es den Herrschenden während und nach dieser Pandemie nicht so leicht zu machen, über uns nach Belieben zu bestimmen. Es gibt tausende Vorstellungen, den Planeten so zu gestalten, um darin ohne Kontrolle und Ausbeutung zu leben! Folgende Nachrichten ereilten uns von den Strassen Berlins und ermutigen uns zu weiteren Taten:

Mehrere Besetzungen von leerstehenden (AirBnB´s) Wohnungen in Berlin; “Wir haben am Samstag zum Housing Action Day angefangen, diese Wohnungen zu besetzen und an Menschen, die sie brauchen, zu übergeben.“

Brandstiftung an Fahrzeugen von Dr. House Solutions, zum Firmengeflecht des Immobilienspekulanten Padovicz gehörend, und Bosch, Akteur des Ausbaus von Sicherheitsinfrastruktur und gern gesehener Aussteller des Europäischen Polizeikongresses: “Auch in Zeiten von erklärten oder vorauseilenden Ausgangssperren werden wir die Zahnräder des kapitalistischen Systems weiter sabotieren und die Stille durchbrechen.“

Adbusting überall, weltweit! “Angesichts der notwendigen Maßnahmen gegen die schnellere Verbreitung des Virus entwickelt die Berliner Kommunikationsguerilla-Szene neue Aktionsformen. So findet aktuell vor dem Roten Rathaus auf dem Alex die weltweit erste Adbusting-Demonstration statt.“

Adbusting vor Landesvertretung BaWü:
“Wir können alles. Sogar Militäreinsatz.“

Unangemeldeter Protest auf der Strasse am 28.3.: “ca. 200 Leute machen sich auf dem Weg zum Kotti, um in Abstand verteilt auf dem gesamten Kotti über die wirkliche Misere zu protestieren: “Kapitalismus ist der Virus“, “Das Problem heißt Rassismus, Kapitalismus und Patriarchat.“ 

Feuerwerk am Frauenknast in Lichtenberg:
“Zeigen wir den Gefangenen, dass sie nicht alleine sind.
Durchbrechen wir die Isolation!“

Sabotage an der Datenleitung des Heinrich-Hertz-Institut in Berlin, welches daran beteiligt ist die „Corona-App“ zu entwickelt. Diese App ermöglicht eine umfangreiche Kontrolle von Menschen. Versteckt als vermeintliche Lösung gegen einen Virus, dient diese App als Machtinstrument.