Weder Rechts noch Links – wir wählen die Revolte

Das Ende der Geschichte

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion glaubten einige Politikwissenschaftler*innen, dass nun das „Ende der Geschichte“ besiegelt wäre. Der Kapitalismus habe durch seinen Sieg über den Ostblock, die Globalisierung der Märkte und seiner fortschreitenden Ausdehnung in die letzten Winkel des Planeten seine Überlegenheit unter Beweis gestellt und der Liberalismus in Form von Demokratie und freier Marktwirtschaft sich als die erfolgreichste und gerechteste Form einer Gesellschaftsordnung erwiesen. Eine solche These schien für Viele in unseren Breitengrade durchaus plausibel. Gerade der westlichen Mittelschicht, die in der Welt der Waren das persönliche Glück zu finden glaubte und als stumpfe Konsument*innen begeistert dem Spektakel huldigte, lag nichts ferner, als das Bestehende in Frage zu stellen. Eine Position, der natürlich auch damals schon eine beeindruckende Ignoranz gegenüber den Schattenseiten dieses Systems beiwohnte. Denn die soziale Absicherung und Unbekümmertheit der Einen, hat schon immer am anderen Ende seinen Tribut gefordert. „Weder Rechts noch Links – wir wählen die Revolte“ weiterlesen

Aufruhr in Belarus

Interview mit Anarchist*innen zu den Revolten in Belarus letztes Jahr

Gab es vorher Anzeichen für die Revolte und haben Kontinuitäten dazu geführt?

Vor 2020 hätte sich niemand vorstellen können, dass so etwas in Belarus möglich ist. Doch schon im Sommer war klar, dass es Vorgänge im Land gibt, die weit über „normale“ Oppositionsaktivitäten hinausgehen. Bei mehreren Gelegenheiten griffen Menschen in verschiedenen Teilen des Landes die Polizei an, um Gefangene zu befreien. Riesige Kundgebungen fanden statt, ohne dass sich „starke“ Anführer*innen auf ihnen zeigten. Das Open-Mic-System, das sich vor allem in den regionalen Städten verbreitete, wurde zu einem der ersten Symbole der Selbstorganisierung. „Aufruhr in Belarus“ weiterlesen

Eine kleine Geschichte der Knastrevolten im Frühling 2020

Um einer scheinbar einfachen Lösung sozialer Probleme Herr zu werden, bedient sich die Herrschaft der Mauern, des Einsperrens, Ausschließens und Entziehens. Wer nicht passt, wird weggesperrt. Knast aber tötet die Sinne, Gefühle, Gesundheit und manchmal auch das ganze Leben. Eine auf freiheitliches Aushandeln basierende Gesellschaft ist schwer, aber zu machen, und alleine für diese Möglichkeit müssen wir gegen die Knastordnungen revoltieren. Mauern einreißen und dem Versuch einer anderen Gesellschaft die Türen öffnen. Diese Revolten finden statt, wir können sie aufspüren, mittragen, mitgestalten und weitertragen. Kämpfe können auch gewonnen werden, wenn von vielen Seiten Solidarität übergreift. Widersprüche auf zu spüren und mit Widerstand dagegen zu halten ist nicht einfach, aber Wissen um Methoden und Formen kann vielleicht anregend sein, die eigenen Haltungen und Möglichkeiten zu stärken. „Eine kleine Geschichte der Knastrevolten im Frühling 2020“ weiterlesen

Uncle Sam’s Nightmare

Wie eine feurige Revolte gegen Rassismus und Polizeigewalt die Legende vom amerikanischen Traum herausfordert

Vor ein paar Monaten, als der Lockdown im vollen Gange und Corona das bestimmende Thema war, erreichten uns erschütternde Zahlen über die Todesraten in amerikanischen Krankenhäusern und der „mächtigste“ Präsident der Welt riet dazu, sich Desinfektionsmittel zu spritzen. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich wohl die Wenigsten vorstellen können, dass ein rassistischer Mord durch einen weißen Bullen schon bald eine lebhafte Revolte, die in der jüngeren Geschichte der USA seinesgleichen sucht, auslösen wird. So tragisch der Ausgangspunkt dieser Ereignisse auch ist, umso erfreulicher die Bilder und Berichte gelebter Solidarität, wütenden Protesten, abgebrannten Streifenwagen, umgestürzter Skulpturen und zerstörten Glasfassaden, die daraufhin folgten. „Uncle Sam’s Nightmare“ weiterlesen

Eine weltweite Revolte

Im Herbst 2019 fegte ein rebellischer Wind über die Erde. Verstreut über den Globus lehnten sich Menschen gegen Korruption, Armut, Kapitalismus und Autorität auf. Jedoch vertrieben die Covid-19 Pandemie und die Maßnahmen der Herrschenden zu ihrer Eindämmung die Proteste erst einmal von der Straße.

Die staatlich verordnete und erwünschte Paralyse der Bevölkerung konnte jedoch nur kurz greifen, denn schon bald erkannten die Ausgebeuteten, dass die Ursachen ihrer Unterdrückung und Not nicht bei einem Virus zu finden sind, sondern im kapitalistischem System. Umso heftiger entzündeten sich weltweit Streiks, Krawalle oder massive Aufstände. Sei es aufgrund der Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, die sich bis zum Zugriff der staatlichen Kontrolle auf den eigenen Körper ausweiteten, der Brutalität, mit der die Sicherheitskräfte überall die Ausgangssperren versuchten durchzusetzen oder aus purer Notwendigkeit, nicht am Hunger zu sterben.

Diese Karte versucht den Blick darauf zu lenken, dass es an vielen Orten den Menschen ein für alle mal reicht, die Zustände als gegeben zu betrachten. „Eine weltweite Revolte“ weiterlesen

Der Stein des Anstoßes – gegen jede Räumung

Die kapitalistische Stadt hat in den letzten Jahrzehnten eine beeindruckend erfolgreiche Transformation durchgemacht. Orte, die einst vorwiegend dem Zweck des Wohnens dienten, von denen ein Heer von Arbeiter*innen tagtäglich in die Werkstätten und Fabriken ausströmten, um Waren und Güter zu produzieren, entwickelten sich zum eigentlichen Produkt, welches den Wert erschafft. Die moderne Metropole ist mit knackigen Slogans versehen, um auf dem globalen Markt gegen andere Städte zu konkurrieren. Namen wie Kreuzberg sind dabei Aushängeschild und Label zugleich, um aus dem Eigentum an Grund und Boden oder Wohn- und Geschäftsräumen Profit zu pressen. „Der Stein des Anstoßes – gegen jede Räumung“ weiterlesen

No Leader, Be Water

Wie die Rebellierenden HongKongs ein Bild aus der Zukunft zeichnen

Es gibt immer wieder diese Momente, in denen irgendwo auf der Welt ein Konflikt eskaliert, der uns dann fast täglich in der Presse oder im Netz begegnet. Manchmal können wir auf Anhieb was damit anfangen, uns mit den Protagonist*innen identifizieren oder in ihren Taten Absichten erkennen, die uns vertraut sind und so eine Verbundenheit entsteht. Manchmal aber, verlieren sich diese Nachrichten im Informations-Wirrwarr des Internets. Haben wir keinen direkten Bezug dazu, schenken wir ihnen wenig Beachtung, obwohl sie eigentlich eine Menge Interessantes in sich tragen. Ein Grund dafür könnte sein, dass viele Momente von Revolten und Aufständen im letzten Jahrzehnt außerhalb der herkömmlichen Parameter einer traditionellen Linken stattfanden. Und das ist auch gut so. Doch bedeutet dies auch, das wir soziale Konflikte, die Zusammensetzung ihrer Akteur*innen oder ihre Beweggründe, zu kämpfen, oft nicht verstehen. Nun, es liegt an uns, die Offenheit und Neugier zu besitzen, sich trotzdem auf die Suche zu machen, um Gemeinsamkeiten und Affinitäten erkennen zu können. „No Leader, Be Water“ weiterlesen